Viertes Unentschieden in Folge für Gerlingen I
Das scheinbar friedliche 4:4 im „Klassiker“ zwischen Gerlingen und Botnang am vierten Spieltag der Bezirksliga Stuttgart täuscht über einen dramatischen Spielverlauf hinweg.
Für Gerlingen war die Saison bis dahin ordentlich verlaufen, drei Unentschieden sorgten für einen Platz im Mittelfeld, waren aber natürlich zuwenig, um das erklärte Ziel Klassenerhalt schon abzusichern. Für Botnang, eigentlich eine der favorisierten Mannschaften, war bisher alles schief gelaufen: Drei Spiele, Drei knappe Niederlagen.
Erstmals in der Saison trumpfte Botnang daher mit allen acht Stammspielern auf. Gegenüber der Mannschaft, die ein Jahr zuvor gegen Gerlingen gewann, hatte man sich sogar verstärkt. Gerlingen hingegen musste auf zwei Stammkräfte verzichten und konnte nicht einmal bedenkenlos Reservespieler aus der zweiten Mannschaft aufstellen, da sowohl Gerlingen II als auch III am gleichen Spieltag in der Kreisklasse antreten mussten. Angesichts der Personalknappheit entschloss man sich, mit einem Mann weniger zu spielen und das erste Brett kampflos preiszugeben. Eine umstrittene taktische Maßnahme, die an diesem Spieltag aber durch den Erfolg gerechtfertigt wurde. Dennoch waren die Chancen der Gerlinger denkbar gering, denn mit Ausnahme des siebten Bretts konnte Botnang den nominell stärkeren Spieler aufbieten.
Zunächst schien es auf eine deutliche Niederlage hinauszulaufen. Brett 5 wurde recht schnell verloren, an 3, 4 und 8 erreichten wir immerhin jeweils einen halben Punkt. Zusammen mit dem freigelassenen Brett stand es 1.5:3.5 gegen uns.
Drei Partien liefen aber noch, und an allen dreien hatten wir sehr gute Siegchancen. Zunächst musste Nikolaus Keilmann, der zwischendurch eine ganze Figur mehr hatte, gegnerische Freibauern durch Rückgabe der Figur vom Brett entfernen. Es entstand ein Turmendspiel mit nur noch einem Mehrbauern, das bei korrekter Verteidigung vermutlich nicht zu gewinnen gewesen wäre. Nikolaus profitierte jedoch von ungenauem Spiel seines Gegners, gewann einen weiteren Bauern und heimste souverän den ersten Sieg ein.
An Brett zwei hatte Philippe Leick zwischendurch erheblichen Vorteil, fand aber in der Zeitnotphase unmittelbar vor dem 40. Zug nicht die allerstärkste Fortsetzung. Es entstand ein zwar vorteilhaftes, aber sehr schwer zu spielendes Springerendspiel, in dem er den falschen Plan wählte und sich am Ende mit Remis zufrieden geben musste.
Sekunden später stockte allen Beobachtern der Atem. Maximilian Graf hatte, in einer Stellung ähnlich der, in der er Wochen zuvor in Leonberg unglücklich den Gewinn verschenkte, geduldig seinen Vorteil ausgebaut. Der Sieg schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch dann jubelte der Gegner laut, denn scheinbar hatte er sich ins Patt gerettet, ein Motiv, das bei erfahrenen Spielern äußerst selten vorkommt. Der Schock saß tief. Hatten wir in letzter Sekunde doch noch 3.5:4.5 verloren? Doch Max blieb ruhig und wies auf den vergessenen letzten Bauern seines Gegners hin, der das Pattmotiv aushebelte und Max im nächsten Zug das Matt ermöglichen würde. Also doch 4:4 – angesichts des starken Gegners und der fehlenden Spieler ein Riesenerfolg für Gerlingens Erste.
Botnang wünschen wir viel Erfolg für die nächsten Spiele und hoffen, dass die Mannschaft am Ende sicher die Klasse hält unsere Vereine sind seit Jahren freundschaftlich verbunden und ohne Botnang würde der Bezirksliga einfach etwas fehlen.
Die Einzelergebnisse
Br. | SK Gerlingen I | – | SC Botnang I | 4:4 |
---|---|---|---|---|
1 | Grob, Sascha | – | Kunz, Walter | -:+ |
2 | Leick, Philippe | – | Koch, Martin | ½:½ |
3 | Dreschmann, Sascha | – | Quernheim, Daniel | ½:½ |
4 | Grosch, Ulrich | – | Löffler, Reinhard | ½:½ |
5 | Reder, Erik | – | Pflaum, Stefan | 0:1 |
6 | Graf, Maximilian | – | Zimmermann, Tobias | 1:0 |
7 | Keilmann, Nikolaus | – | Nusser, Jens | 1:0 |
8 | Ellinger, Harald | – | Engelhardt, Frank | ½:½ |
Ich denke, dass es clever von euch war, das erste Brett frei zu lassen. Walter Kunz hat so zwar seinen sehr wahrscheinlichen Weißsieg kampflos bekommen, aber an den anderen sieben Brettern haben sich eure Chancen erhöht – was sich letztlich ausgezahlt hat. Die Patttragödie an Brett sechs war freilich der Brüller des Tages, da konnten sogar wir herzlich drüber lachen…
Philippe, die Taktik ist auch für uns (Gerlingen 2) prima aufgegangen. Wir hatten sogar die Chance, die Begegnung gegen Heumaden mit 4,5:3:5 zu gewinnen.
Leider konnte beim Stand von 4:3 unser Brett 2 in Zeitnot die Partie nicht ins Remis retten. Letztenendes ist nicht ein Spieler für das Resultat verantwortlich, sondern alle Mitspieler einer Mannschaft.
Der Erfolg gibt uns natürlich recht, aber man darf die Rolle der Taktik natürlich nicht überschätzen. Es müssen acht (oder sieben…) Partien gespielt werden, deren Ergebnis von Kleinigkeiten abhängt und das nicht vorausgesagt werden kann. Man kann natürlich anhand der DWZ viel rechnen und immerhin feststellen, dass wir unseren Erwartungswert gegenüber der Variante, einen weiteren Ersatzspieler aus der zweiten zu rekrutieren, ganz minimal verbessert haben.
Die Regeln erlauben es, aber das Freilassen eines Brettes ist keine schöne Taktik und daher nur für absolute Notfälle. Bei gleichzeitigem Spieltag der ersten drei Mannschaften kann man einen solchen feststellen.