Stephan Aro schlägt Bacrot!
Am 31. Dezember fuhr ich in die Schweiz, um mich wie schon im Vorjahr beim Schachfestival Basel für die kommenden Saisonaufgaben warm zu spielen. Das rührige Organisationsteam um Bruno Zanetti und Peter Erismann hatte für die rund 150 Teilnehmer des Meister-, Amateur- und Seniorenturniers wieder äußerst angenehme Spielbedingungen im mondänen Hilton-Hotel mitten im Baseler Stadtzentrum geschaffen.
Die Favoriten auf den Sieg im Meisterturnier waren der Franzose Etienne Bacrot, mit ELO 2723 in der TOP 20 der Weltrangliste geführt, der Ukrainer Sergeij Ovsejevitsch, der afrikanische Großmeister Hicham Hamdouchi und der Lokalmatador GM Yannick Pelletier. Ich selbst war an Position 45 von 59 Teilnehmern gesetzt und trat mit dem Ziel an, möglichst gutes Schach zu spielen und dem ein oder anderen höher eingeschätzten Gegner ein Bein zu stellen. Zumindest das Zweite sollte mir ganz gut gelingen.
In der ersten Runde gab es gleich die erste Niederlage, nachdem ich dem kroatischen IM Branko Filipovic (ELO 2413) fröhlich in die halboffene h-Linie hineinrochierte und ihn damit förmlich zum Mattsetzen einlud. Er ließ sich dann auch nicht zweimal bitten …
Ein erster Achtungserfolg in Runde 2: Hier konnte ich dem 17-jährigen Schweizer Nachwuchstalent Nicolas Grandadam (ELO 2286) ein Remis abtrotzen, indem ich mit meinem König seinem Angriff einfach beherzt davonlief.
In Runde 3 verlor ich sang- und klanglos gegen den Freiburger Max Scherer (ELO 2252), der ein super Turnier spielte und am Ende mit 5 aus 7 punktgleich mit den Siegern einen hervorragenden 11. Platz belegte. Endlich in der vierten Partie der erste Sieg, mit Weiß in einem Grünfeldinder gegen den Tübinger Dr. Rolf Sand (ELO 2033).
Mein Turnier-Highlight kam in der fünften Runde, als ich gegen IM Goran Milosevic (ELO 2357) ein Remis schaffte. Zwar stand ich ausgangs der Eröffnung strategisch wohl auf Verlust, aber der IM wirkte irgendwie lustlos und räumte mir unnötigerweise genügend Gegenspiel ein. So bot er im 27. Zug selbst die Punkteteilung an.
Leider konnte ich den Schwung dieser Partie nicht in die nächste Runde retten: Gegen FM Nikolaj Melkumjanz (ELO 2260) driftete ich heimlich, still und leise aus einer zunächst leicht besseren Position in eine Verluststellung. Der fast unvermeidliche Zeitnot-Einsteller beendete das Drama abrupt.
Versöhnliches Ende in Runde 7: Ich gewann gegen Bacrot! Leider nicht gegen den TOP-Großmeister Etienne, sondern „nur“ gegen seine Ehefrau Nathalie. Aber immerhin …
Insgesamt bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden: 3 aus 7 spülten bei einem Gegnerschnitt von 2245 und einer Performance von 2195 rund 10 Punkte auf mein ELO-Konto.
An der Tabellenspitze fand in der letzten Runde der grosse Zusammenschluss statt, hatten doch nicht weniger als 12 (!) Spieler 5 Punkte aus 7 Partien. Alle vier Spitzenpaarungen endeten mit einer Punkteteilung, was zur Folge hatte, dass GM Yannick Pelletier den Turniersieg davontrug. Er hatte in den ersten drei Runden alle Partien gewonnen und dadurch den Boden für seine ausgezeichnete Summenwertung gelegt. Der Turnierfavorit Etienne Bacrot wird seinen dritten Platz verschmerzen können. Er betrachtete das Schachfestival als Trainingsturnier, womit es seinen Zweck erfüllt hatte.
Die Schlussrangliste des Meisterturniers nach 7 Runden: 1. GM Pelletier, 2. GM Ovsejevitsch, 3. GM Bacrot, 4. IM Heimann, 5.-6. GM Korneev, GM Mirzoev, 7.-8. GM Hamdouchi, GM Abbasov, 9. GM Stojanovic, 10. GM Malakhatko, 11. Scherer, 12. GM Dradzic, alle 5/7.
Wirklich starke Leistung und auch ganz ansprechende Partien!
Schade, dass unmittelbar danach eine Niederlage im Bezirksliga-Spiel gegen Stetten a.d.F. folgte, aber immerhin haben die Mannschaftskameraden es herausgerissen.
Die nächste Partie wird garantiert besser; um in Basel ein gutes Turnierergebnis zu erzielen, hast du ja auch einige Rückschläge wegstecken müssen!
Hallo Philippe,
tja, wie schon Robbie Williams in einen seiner Songs richtig erkannt hat: „You win some, you lose some!“
Gratulation an Stephan. Klasse Ergebnis. Bei der Überschrift Stephan Aro schlägt Bacrot! dachte ich tatsächlich an eine Sensation. Den Spruch: „Ich spiele mit jemanden zusammen in einer Mannschaft, der in Basel den Bacrot geschlagen hat“ muss ich mir dann für später aufheben oder das „den“ in ein „die“ umwandeln. Aber die Ehefrau von Bacrot mit schlappen 2114 wegzuputzen und nebenbei weiteren ELO-Größen Punkte abzunehmen ist ja auch nicht schlecht.