Bezirksliga Stuttgart 2010/11, Runde 3

Glücklicher Erfolg für Gerlingen I


Für unsere erste Mannschaft hätte die Lage in der Bezirksliga Stuttgart dramatisch werden können. Nach knappen Niederlagen in den ersten beiden Runden musste in in der dritten Runde gegen Stuttgart V unbedingt ein Erfolg her, denn bei einer erneuten Pleite wäre eine der Klassenerhalt nur noch mit einer sehr starken Rückrunde zu sichern. Auf einen günstigen Verlauf in der Liga wollten wir uns auf jeden Fall nicht verlassen.

Die Voraussetzungen für einen Erfolg waren jedoch nicht die besten, da unser Spitzenspieler Stephan Arounopoulos bei den Offenen Internationalen Bayerischen Schach-Meisterschaften in Bad Wiessee (recht erfolgreich) mitspielte und der Mannschaft daher nicht zur Verfügung stand. Als Ersatz rückte Guido Steinmassl aus der zweiten Mannschaft nach, da er seit Saisonbeginn mit hervorragenden Leistungen aufgefallen ist. Dennoch fiel uns eindeutig die Favoritenrolle zu, denn bis auf das letzte Brett stellten wir den nach Wertungszahl stärkeren Spieler. Am Ende gab es aber nur ein knappes und sehr glückliches 4,5-3,5, zu dem Ulrich Grosch, Guido Steinmassl und Wolfgang Bartusch jeweils einen vollen Punkt beitrugen, während Klaus Wiesner, Philippe Leick und Sascha Dreschmann mit jeweils einem halben Punkt dabei waren.

Doch der Reihe nach.

Der Erste Erfolg für Gerlingen kam durch Ulrich Groschs Sieg. Schon in der Eröffnung überspielte er seinen Gegner und gewann einen Bauern. Danach musste er zwar noch die Rochade nachholen, was aber problemlos gelang, und so konnte er stetig den Vorteil vergrößern und in einen sicheren Sieg ummünzen. Es folgte aber gleich darauf der erste Rückschlag, da Uwe Bulgrin seine Partie nach einem Fehler aufgeben musste.

Den nächsten Sieg trug Guido Steinmassl bei. Er hatte sich eine gute Stellung erarbeitet, danach aber zu optimistisch eine Qualität geopfert, für die er einen gefährlichen Freibauern und aktives Spiel bekam. Zum Glück für uns zeigte sein Gegner Nerven, denn bei korrekter Verteidigung hätte er Guidos Initiative neutralisieren können. So aber stellte er seine Türme falsch auf und lief er in eine schöne Kombination hinein, die ihn zwei Bauern kostete. Auch danach „lief“ das Spiel für Guido, den vielfältigen Drohungen hatte sein Gegner bald nichts mehr entgegenzusetzen. In unübersichtlicher Stellung und kurz vor der Zeitnot folgte ein Remis durch Klaus Wiesner am 7. Brett.

Als Wolfgang Bartusch, der zwischendurch ziemlich bedenklich stand, zu großem Vorteil kam und danach auch schnell die Partie gewann, schien der Mannschaftssieg ziemlich sicher. An den verblieben drei Brettern sah nämlich alles nach Vorteil für Gerlingen aus. Aber gerade die ersten beiden Bretter hatten es in sich, Philippe Leick und Erik Reder standen nämlich mit Eberhard Herter und Hans Pöthig zwei Veteranen gegenüber, die mit den Stuttgarter Schachfreunden 1968 die Deutsche Meisterschaft gewinnen konnten!

Eberhard Herter gegen Philippe Leick
Eberhard Herter gegen Philippe Leick. Für Philippe Leick war es eine erfolgreiche Premiere am ersten Brett des Gerlinger Schachklubs.

Nachdem er konsequent eine vorteilhafte Stellung aufgebaut hatte, schätzte Erik einen Trick seines Gegners falsch ein. Danach wendete sich das Blatt mit einem Schlag, es drohte unabwendbar Matt und die Partie war verloren. Philippe Leicks Partie hätte einen ähnlichen Verlauf nehmen können. In einer sehr ungewöhnlichen Variante der Französichen Verteidigung hatte er es mit Schwarz geschafft, die Initiative zu übernehmen. Aber dafür hatte er viel Zeit investiert – Zeit, die in der kritischen Phase der Partie fehlte. Und nach einem harmlos aussehenden Tempoverlust wendete sich auch hier das Blatt. Kurz vor der Zeitkontrolle kam es noch schlimmer: Aufgrund seiner Zeitnot verrechnete sich Philippe bei einer Kombination. Sein König wurde von der gegnerischen Dame ins offene Feld getrieben, etliche Bauern fielen dem Angriff zum Opfer, am Ende stand sein Gegner sogar vor der Wahl, Springer oder Turm zu gewinnen. Instinktiv entschied er sich für den Turm, eigentlich die wertvollere der beiden Figuren. Aber danach erwachte der Springer zum Leben, die Partie wurde wieder zu kompliziert. Statt den einfachen Weg zu wählen wollte Philippes Gegner besonders genau spielen, manövrierte sich dabei aber paradoxerweise selbst in einen gefährlichen Angriff. Am Ende war er erleichtert, dass er Remis durch Dauerschach erzwingen konnte.

Sascha Dreschmann gegen Christian Mayer. Im Hintergrund verfolgt Eberhard Herter die Partie.

Dieses sehr glückliche Unentschieden zum 4:3-Zwischenstand erwies sich als entscheidend, denn obwohl Sascha Dreschmanns Endspiel mit einem Mehrbauern sehr gut aussah, stellte sich heraus, dass es nicht zu gewinnen war. Die Enttäuschung darüber währte aber nur kurz, da sein Remis den Mannschaftssieg sicherte.

In der Bezirksliga schafft dieser knappe und am Ende sehr glückliche Erfolg uns dringen notwendige Luft und gute Aussichten auf einen sicheren und vorzeitigen Klassenerhalt – obwohl es im letzten Spiel vor der Winterpause zum Tabellenführer und Ligafavoriten Schmiden/Cannstatt II geht.

Br. SK „e4“ Gerlingen I	- Stuttgarter SF 1879 V	 4,5:3,5
1   Leick, Philippe	- Herter, Eberhard	   ½:½
2   Reder, Erik	        - Pöthig, Hans	           0:1
3   Bartusch, Wolfgang	- Feldmann, Christoph	   1:0
4   Grosch, Ulrich	- Holzner, Tony	           1:0
5   Dreschmann, Sascha	- Mayer, Christian	   ½:½
6   Bulgrin, Uwe	- Schulze, Sascha	   0:1
7   Wiesner, Klaus	- Frey, Torben	           ½:½
8   Steinmassl, Guido	- Gallmeister, Wilfried	   1:0

2 Gedanken zu „Bezirksliga Stuttgart 2010/11, Runde 3“

  1. Bravo ! Dieser Arbeitssieg verhindert ein Abrutschen unserer 1.Mannschaft auf den (vor)letzten Tabellenplatz. Mit SK Schmiden/Cannstatt 2 wartet am 5.Dezember zwar schon der nächste harte Brocken auf uns, damit haben wir aber die drei nominell stärksten Konkurrenten der Liga bereits gesehen und können zuversichtlich nach vorne schauen. Daß die erste gut aufgestellt ist, hat sie in der vergangenen Saison mit der Vizemeisterschaft eindrucksvoll bewiesen.

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