Das Duell der "schnellen Brüter"

Fast siebenstündiger Blitzschach-Marathon um den Landestitel in der Gerlinger Jahnhalle - Zweitbundesligist Böblingen hatte am Ende die Nase vorn

 

GERLINGEN - Es gibt sie doch noch, die schnellen Brüter. Am Samstagnachmittag gaben sie sich ein Stelldichein in der Gerlinger Jahnhalle. Mit Atomstrom hatten die 104 Denksportakrobaten allerdings recht wenig zu tun, wenngleich es in der altehrwürdigen Halle manchmal auch recht hitzig und brisant zuging. Denn schnelles Brüten und flinke Hände waren durchaus gefragt bei nur fünf Minuten Bedenkzeit pro Schachpartie.

Draußen schien die Sonne und lud zu einem frühsommerlichen Sonnenbad ein, doch das interessierte die Blitzschach-Cracks, die aus den entferntesten Winkeln des Landes nach Gerlingen kamen, recht wenig.

Wie zappelige Stubenhocker brüteten sie über komplizierte Stellungen auf den Brettern um kurz darauf in rasantem Tempo die Figuren übers schwarz-weiße Brett fliegen zu lassen.

Denn die Zeit ist knapp beim Blitzschach, nach spätestens zehn Minuten ist die Partie vorüber, entweder wenn das Blättchen an der Schachuhr wie ein Fallbeil fällt oder der Gegner in letzter Sekunde doch noch matt gesetzt wurde.

Nichts für schwache Nerven und Freunde des eher beschaulichen königlichen Spiels. Eine schnelle Auffassungsgabe ist erforderlich, um bei dem temporeichen Spiel erfolgreich mitzumischen.

Fast sieben Stunden dauerte der Blitz-Marathon in der Jahnhalle. Da war man gut beraten, wenn man nicht nur mit vier, sondern gleich mit sechs oder sieben Schächern anreiste, damit das strapazierte Hirn des einen oder anderen Spielers auch mal abkühlen konnte.

Die Favoriten unter den 26 Teams waren die beiden Zweitbundesligisten SC HP Böblingen I und die Stuttgarter Schachfreunde. Das Stuttgarter Team konnte am Ende den Erwartungen nicht gerecht werden und landete etwas abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Stattdessen entwickelte sich ein harter Zweikampf zwischen Böblingen und dem Oberligisten SK Schmiden-Cannstatt.

 

Knisternde Spannung in der Gerlinger Jahnhalle, wo Württembergs beste Blitzschachspieler aufeinander trafen

Foto: Veranstalter

 

Am Ende hatte das Böblinger Quartett mit den Topscorern Josef Gheng, Ufuk Tuncer, Thilo Kabisch und David Ortmann mit zwei Punkten die Nase vorn. Nur drei Mannschaftsremis gaben die Blitzer ab, darunter auch ein Unentschieden gegen das Team des gastgebenden SK Gerlingen.

 

SC HP Böblingen wurde am Ende verdient mit 47:3 Punkten Württembergischer Blitzschach-Mannschaftsmeister

Foto: Veranstalter

 

Ein toller Erfolg für den Landesligisten, der am Ende den 24. Platz etwas versöhnlicher machte. Die Verpflegung konnte sich wie die reibungslose Organisation sehen lassen: Es gab leckere belegte Brötchen, Kaffee und kalte Getränke.

Für die deutsche Schachblitz-Mannschaftsmeisterschaft haben sich Böblingen und Schmiden/Cannstatt qualifiziert. Die Stuttgarter Schachfreunde müssen jedoch als Drittplatzierter auf eine Wildcard hoffen.

SC HP Böblingen wurde am Ende verdient

 

wk

Erschienen im Stuttgarter Wochenblatt, Ausgabe Gerlingen, 23.03.2006.