Die Schachspieler sind selten matt

Leben im Verein: Gerlinger Schachclub „e4“ legt Wert auf harmonisches Klima

Von Barbara Bross


Gerlingen – „Schachmatt“ hieß es im „Gerlinger Schachclub e4“ zuerst 1981. Heute messen sich fünf Mannschaften bei Verbandspielen mit Gegnern aus anderen Schachvereinen.
Lautstarke Debatten über die vergangenen Siege und Niederlagen des VfB oder der Bayern hallen durch das Skiheim am Breitwiesenstadion. Am Tresen und an den Tischen wird „Blitzschach“ gespielt. „Rumgepatscht“, wie die Kenner ein kurzes Schachspiel auch nennen.
Im Raum nebenan herrscht dagegen stille und Rauchverbot. Hierher haben sich jene zurückgezogen, die die „Einwärmphase“ bereits hinter sich haben und in Ruhe überlegen wollen, ob sie, ohne sich um den „Freibauern“ zu kümmern, mit dem Springer e3-d5 schlagen können.
Beneideswert finden viele Schachspieler anderer Clubs die Versorgung der Gerlinger mit Räumen, weiß Klaus Bulgrin, langjähriger Vorsitzender des Schachklubs, zu berichten. Jeden Donnerstag ab 17 Uhr trudeln die Jugendlichen bei Jugendleiter Sascha Grob im Skiheim ein. Ab 18 Uhr folgen die Erwachsenen, die aus Korntal-Münchingen, Leonberg oder Stuttgart kommen. 56 Mitglieder hat der Verein zurzeit, darunter zwei Frauen.
Neue Mitglieder, sagt Bulgrin, sind jederzeit willkommen. Die 1981 entstandene Mannschaft hatte bei ihren ersten Verbandsspielen in der D-Klasse begonnen. Heute spielt sie in der Bezirksliga. Das Niveau ist nicht schlecht für einen vergleichsweise jungen Schachklub, findet Bulgrin, und verweist darauf, dass die Gerlinger „zwischen zwei sehr starken Clubs, Ditzingen und Wolfbusch, eingeklemmt seien“.
Entstanden ist der Schachclub aus einem Volkshochschulkurs. Leiter Jürgen Rohde suchte für seine Schützlinge im Behindertenheim Kontakt zu Nichtbehinderten. Als der Kurs zu Ende ging, fragten sich die gar nicht „matten“ Spieler, wie es weitergehen könne mit dem königlichen Spiel: Die Idee des Vereins war geboren.
Heute veranstaltet der Schachklub nicht nur von September bis Juli sein Vereinsturnier. Es gibt auch Pokal-und Bitzturniere, in denen es in 15 oder 5 Minuten zur Sache geht. An drei Abenden wird Schnellschach gespielt und an zwei Abenden beim Skat gereizt.
„Wir legen viel Wert auf ein harmonisches Vereinsklima“, sagt Klaus Bulgrin, der die Clubgeschäfte zusammen mit Franz Plass aus Rutesheim führt. Dieser spielt heute nicht mehr aktiv, sondern widmet sich ganz und gar dem „Clubmanagement“ und seinen Tabellen und Listen, wodurch er sich den Beinamen „Der Listenreiche“ eingehandelt hat.
Damit auch Partner, in diesem Fall meist Partnerinnen, und die Familie ein wenig vom Clubgeschehen mitbekommen, sind bei der Jahresabschlussfeier nicht nur Schachspieler eingeladen. Ab und zu gibt es ein Grillfest, und selbstverständlich sind die Vereinsfreunde zur Stelle, wenn ein anderes Mitglied einen aussergewöhnlichen Grund zum Feiern hat.
Nur einmal im Jahr gibt es einen kritischen Moment, der von Klaus Bulgrin viel Fingerspitzengefühl verlangt: wenn es darum geht, die Mannschaften fürs neue Spieljahr zu ordnen und auch einmal jemanden herunterzustufen. Der Harmonie hat es bislang nicht geschadet. Auch nach einem Umzug, erzählt Klaus Bulgrin, bleiben viele ihrem Club jahrelang treu.

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